24 Aug 2009

Lieber tot als rot

Lieber tot als rot war einer der beliebten Sprüche, um auf krasse Art zu warnen, was dem Volk bevorsteht, sollte es zu einer "roten Regierung" kommen. Das war zu einer Zeit, als ich gerade den Kinderschuhen entwachsen und meine liebe Mutter noch eine wunderbare gestandene Frau und immerhin Mutter von sieben Kindern war. Heute, beinahe 40 Jahre später texte ich den Slogan um und sage, lieber tot als im Heim, Pflegeheim, Altenheim oder wie immer diese grauenhaften Stätten der Altenverwahrung auch bezeichnet werden.

Am Sonntag besuchte ich meine Mutter in ihrer Aufbewahrungsstelle, eine reine Katastrophe. Sie muss dort sein, weil wir uns was vormachen, vormachen, dass ein möglichst langes Leben besser sei, als zu gegebener Zeit eben freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Wir leben heute unbedarft und drücken uns vor fast allen wichtigen Entscheidungen. Dabei ist es klar, so kann es nicht weitergehen. Wir erzürnen uns über Legehennenbatterien oder darüber, dass die Wale bejagt werden. Und wir? Was ist wenn wir alt sind? Altenheim! Möglichst lange überleben, auf menschenverachtenden Niveau, in Gestank, entwürdigt, bloß nicht sterben und ein Bett frei machen, immer schön alle verschriebenen Pillen und Medizin reinwürgen, ein Leben zwischen Leben und Tod, unwürdig, unmündig, grausam.

Ich texte den Slogan um und sage, lieber tot als Altenheim!
Das Foto zeigt ein herrliches Kliff an der englischen Südküste. Und solange es in dieser Gesellschaft keine Lösung gibt, nutze ich die eigene Freiheit und werde zu gegebener Zeit von eben diesem Kliff springen. Fliegen wie ein Vogel, bis ins Paradies.

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